Gestern Abend war es nun soweit; Juden in aller Welt feierten den Beginn des Jahres 5769.
Zu dem Thema, das jüdische Jahr, möchte ich noch folgendes sagen:
Der Mond ist maßgeblich für das jüdische Jahr, weil es ja im 1. Buch Moses heißt: "es war Abend und es war Morgen …" Es hat zwölf Monate und durchschnittlich 354 Tage. Alle zwei bis drei Jahre wird im Frühjahr nach dem Monat Adar ein zusätzlicher Monat "Adar II" eingeschaltet, damit die Differenz zum Sonnenjahr ausgeglichen wird. Wer mehr darüber wissen möchte, kann sich hier ganz gut informieren.
Synagoge / Bethaus
Hier und im Kiddusch wird das Fest als Jom haSikarom, als Tag des Gedenkens, geheiligt. Es ist das Gedenken im Sinn, die Besinnung auf G’tt und sich selbst, die große Rechenschaft, die an diesem Abend beginnt.
Rosch haSchanah heißt wörtlich: Haupt des Jahres. Am Rosch haSchanah ist die Welt erschaffen worden und jedes Jahr wird sie in den Menschen wieder erschaffen, indem ihre Seelen in Umkehr und Rechenschaft, in Gericht und Gnade sich erneuern.
Man trägt nichts Buntes an diesen Tagen, und der Synagoge herrscht die weiße Farbe vor. Der Vorhang der Lade ist weiß, meist mit goldenen Buchstaben bestickt, die Decken auf Pult und Kanzel sind weiß und weiß ist auch der Kittel (sein Sterbekleid) des Kantors (Vorbeters). In allen Dingen kommt die Macht und Größe dieser Tage zum Ausdruck.
Man wünscht einander beim Verlassen der Synagoge "Schanah Tova" (Möge dir (euch) für ein gutes Jahr eingeschrieben werden!)
Denn in den ‚erhabenen Tagen‘ vom 1. bis zum 10. Tischri tagt das göttliche Gericht. Auf dem Richtertisch vor G’ttes Thron wird das Buch des Lebens aufgeschlagen, worin das Schicksal jedes Menschen für das beginnende Jahr eingetragen wird. An Jom Kippur (Versöhnungstag) wird dann die Entscheidung getroffen, das Buch verschlossen und versiegelt.
Im Haus
Zu Haus nach dem Kiddusch nimmt der Hausherr einen süßen Apfel, macht die Beracha (Lobspruch) darüber, ißt und gibt auch den Anderen davon. Darauf ißt man ein weiteres Stück Apfel, das zuvor in Honig getunkt ist, und bittet G’tt, es möge ihm wohl gefallen, ein gutes und süßes Jahr zu bescheren.
So setzt man sich freudig an den gedeckten Tisch in der Hoffnung auf ein gutes Jahr. Die Neujahrschalla ist rund, damit uns im neuen Jahr alles gelingen möge und es an nichts fehlt. Oft wird sie mit Leitern oder Vögelchen aus Teig verziert, weil unsere Gebete zum Herrn in den Himmel aufsteigen sollen.
Meist gibt es Zimmes, gereicht, unter anderem auch deshalb weil Möhren auf jiddisch Meren heißen, was auch wachsen, zunehmen (mehren) bedeutet. Zimmes versinnbildlicht den Wunsch, jedes Menschen Vorzüge und Verdienste mögen im kommenden Jahr seine Mängel überwiegen.
Die beliebteste Nachspeise sind am Neujahrsfest Honigkuchen (Lekach).Am zweiten Abend ißt man von Früchten, die man in diesem Sommer noch nicht genossen hat, um die Beracha über alles Neue noch einmal sprechen zu können. Von Sünden hat man sich beharrlich fernzuhalten, deshalb ißt man zu Neujahr keine Nüsse. Das hebräische Wort für Nuss (Egos) hat nämlich denselben numerischen Wert wie das Wort Chet (Sünde.)
"Weihe, Glück, Ehrfurcht, Furcht und Hingabe an das Überwältigende, dies alles enthält die Rosh Ha-Schana-Stimmung; wie ‚um das Glück nicht zu verschlafen‘ und zugleich auch, um selbst im Traum keine Sünde zu begehen, bleiben viele Fromme die erste Nacht des neuen Jahres wach. Am Morgen aber beginnt ein G’ttesdienst von solcher Wucht und Fülle der Gebete, von solcher Großartigkeit und Vielgestalt religiöser Vorstellungen, wie er nur den Tagen äußerster Not und Selbsteinsetzung vorbehalten sein kann, und den Höhepunkt bildet das Schofarblasen." [Hirsch, S. 149]