Wie heißt es so schön im Wirtschaftsdeutsch : "Es droht eine eine Illiquidität“.
Ach wie ich dieses Wort schon zu meiner Studienzeit gehasst habe!!!! Illiquidität hieß damals einfach: "Ab dem 20. hab ich kein Geld mehr im Portemonnaie!" Aber irgendwie hat man die Zeit bis zum 31. auch überstanden.
Nicht so die Familie Merckle. Aber wie kam es nun dazu, dass einer der reichsten Deutschen nun fast am Hungertuch nagt. Ja wohl nicht daran, dass die Studienbücher so hohe kosten verursachten.
Nein, Adolf Merckle soll über den Kauf von Aktien versucht haben, Heidelberg Cement zu stützen. So klingt das im wirtschaftsdeutsch, wenn jemand sein Portemonnaie aufstocken will. Fact ist: Der Multimilliardär hatte sich durch Börsengeschäfte und durch die Mehrheits-Übernahme von HeidelbergCement verspekuliert. Und HeidelbergCement wollte er nun mal haben, auf Teufel komm raus, wie man so schön sagt.
Egal, ob nun aus dem einen oder aus dem anderen Grund, jedenfalls hat Merckle auf die fallende Kurse bei Volkswagen gesetzt. Doch die Aktie legte Ende Oktober eine aufsehenerregende Kursexplosion hin und erreichte schließlich den Rekordstand von über 1000 Euro, sodass Volkswagen kurzzeitig das teuerste Unternehmen der Welt war.
So haben sich viele Anleger gefreut und Cash gemacht.
Aber viele Händler hatten zunächst massiv geliehene VW-Aktien verkauft. Sie gingen davon aus, diese vor der Rückgabe an die Leihgeber zu niedrigeren Kursen wiederzukaufen und die Differenz als Gewinn einzustreichen.Da hatten sich aber die Händler verspekuliert, denn der Autobauer Porsche gab bekannt, dass er bereits rund 74 Prozent der Anteile an VW hält. Folglich schoss der Kurs in die Höhe und die Leerverkäufer machten Verluste. Und so hat auch die Vermögensverwaltungsgesellschaft
VEM mit Sitz in Dresden laut Financial Times Deutschland einen hohen dreistelligen Millionenbetrag, laut Frankfurter Allgemeine rund einer Milliarde Euro mit VW-Aktien versenkt.
Und genau hier liegt doch der Pfeffer im Hasen vergraben. Oder doch eher der Hase im Pfeffer?
Egal wie, fact ist, das unter dem Dach der VEM Merckle seine Beteiligungen an Ratiopharm, Heidelberg Cement und dem Arzneimittelhändler Phoenix gebündelt hat.
Gut, das wird aus Abschreibungsgründen sehr gern praktiziert, aber, was ist schon der besagte Verlust bei einem Privatvermögen von über 10 Mrd. Euro. Da kann man doch wohl den Verlust, den man allein produziert hat, auch allein bezahlen, oder?
So aber auch wieder nicht im Hause Merckle. Da nennt man das dann Illiquidität. Bis dato wurde jedoch nicht bekannt gegeben, bei welcher der Merckle-Firmen es zu so existentiellen Problemen kommen könnte. Die grundsätzliche Lösung seiner finanziellen Schwierigkeiten sieht Merckle nun im Verkauf des Generikaherstellers Ratiopharm.
Dabei handelt es sich jedoch um die Perle des aus rund 30 Firmen-Beteiligungen bestehenden Merckle-Imperiums. Bei einem Jahresumsatz von rund 1,8 Milliarden Euro und weltweit 5400 Mitarbeitern – davon 2300 an den Standorten Ulm und Blaubeuren – wird der Kaufpreis von Ratiopharm auf rund fünf Milliarden Euro geschätzt.
Dann ist man(n) doch wieder liquide, gell?
Da gibt es nur einige Haken:
- Die Arbeitslosenzahlen an den Standorten, na ja das betrifft die Familie Merckle natürlich nicht direkt. Denn Sohnemann wird sicher nicht Hartz IV Empänger werden.
- Sollte ein ausländischer Investor einsteigen, könnte dies für Baden-Württemberg mittelbar negative Wirkungen haben. Der Stammsitz Ulm wäre dann möglicherweise nur noch der Sitz einer deutschen Tochtergesellschaft eines internationalen Konzerns. Was das für die Region für Auswirklungen hat, das brache ich ja nun nicht noch lang und breit zu schreiben. Das wissen wir ALLE aus der Vergangenheit.
- Der 3. Punkt, der sollte die Familie Merckle, aber doch interessieren. Denn der Zeitpunkt für den Verkauf eines Arzneimittelhersteller ist denkbar schlecht gewählt. Die Bewertung börsennotierter Generika-Firmen ist in letzter Zeit um 20 bis 25 Prozent gesunken.
Ich denke Ratiopharm ab zu stoßen, hat einen ganz anderen Grund und der ist schon etwas länger in den Köpfen der Familie Merckle.
Denn durch den Rabattwettbewerb der Krankenkassen müssen sich die Unternehmen ab dem kommenden Jahr auf ein verschärftes geschäftliches Umfeld einstellen.
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